Dienstag, 16. März 2010

Willkommen an der Anhui Universität

Der Tag begann mit einer Überraschung. „Where are your bags?“ fragten Mr. Wang und Mr. Zheng, die uns am Hotel abholten, um uns sicher zu unserer nächsten Etappe, der Anhui Universität zu bringen. Was man vergessen hatte uns zu sagen, war, dass wir umziehen würden. In Windeseile mussten wir also unsere Sachen packen und ehrlich gesagt schickte ich dabei mehr als einen deutschen Fluch in Richtung der Organisation.
Unsere neue Unterkunft ist einfach krass. Das Hotel liegt auf dem riesigen Campus, der 40.000 Studierende beherbergt (es gibt noch zwei weitere). Es gibt eine große Dusche mit Türen (yeeeeeah, überschwemmtes Badezimmer ade!), eine fest installierte Klimaanlage und eine 24h-Rezeption, was die Gefahr ausschließt wie im letzten Hotel um 24 Uhr vor verrammelten Türen zu stehen.
Der Campus hat 17 Departments, von denen aber wieder viele in einzelne Fächer unterteilt sind. Das Art Department, an dem wir sind, vereint unter seinem Dach Musik (Studienfächer: music stage performance, Piano), Drama (Filmschnitt, Moderation in Radio oder TV, stage performance), Malerei (traditionelle chinesische Malerei, westliche Malerei) und Design (Environmental Design und klassisches Design). Wir sind begeistert, dass es hier eine viel größere Bandbreite als am Teacher’s College gibt (das übrigens auch unter den Namen „Anhui Normal University“ und „Anhui Institute of Education“ firmiert, was mich sehr verwirrt). Ich glaube aber nicht, dass hier viel interdisziplinär gearbeitet wird, die Studierenden sind zu sehr im Klassenverbund behaftet. Allerdings wirken sie trotz gleichem Alter um einiges reifer und erwachsener als die Schüler am Teacher’s College. Männer und Frauen scheinen einen recht normalen Umgang zu pflegen, jenseits von Grüppchenbildung und pubertärem Gekicher. Auch mit der Sexualität scheint man es hier lockerer zu nehmen, so sind zwar auch hier Mädchen- und Jungenhäuser getrennt:
No-entry
doch das scheint Pärchen nicht abzuhalten, denn unser Begleiter Ale zeigte uns direkt vor den Toren des Campus eine Reihe von Stundenhotels, die wohl rege besucht werden sollen.

Fachlich bin ich natürlich besonders interessiert am Drama-Zweig. Ale studiert Filmschnitt und konnte mir schon einige tolle Sachen erzählen. Sie belegen nicht nur Kurse in Filmschnitt, sondern machen eigentlich drumherum alles, was mit Film zu tun hat. Regie,
Drehbuch schreiben, Licht und Ton, Make Up (was ich am eigenen Leib zu spüren kam. Wie kann mir die Visagistin die Augen blau-grün anmalen und den Mund pink?! Ich habe als 13-jährige in der BRAVO-Girl gelernt, dass man entweder den Mund oder die Augen betont…). Jedes Semester wird ein Film- und/oder Serienprojekt von den Studierenden gemacht.
Krönender Abschluss des Tages war da der Besuch des unieigenen Studios. Alter, wir waren baff.
P1030232
Der Abend war zum freien Experimentieren für die Studierenden gedacht und diese probten einige Szenen für ihre TV-Serie. Wir machten die Bekanntschaft mit den schrägsten Chinesinnen, die ich je gesehen habe. Als traurige Nicht-Brillenträgerin war ich begeistert von den glaslosen Gestellen, die sie trugen. Dass sie allerdings beide Kontaktlinsen zu den Gestellen tragen, finde ich dann doch etwas... seltsam :-D
Fashion-girls
Zu meiner Überraschung bin ich jetzt stolze Brillengestellbesitzerin, denn mir wurde es einfach von den "fashion girls" wier sie sich nennen, geschenkt.

We build for China

Zwei Monate Urlaub und Praktikum im Reich der Mitte!

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