Mittwoch, 24. März 2010

Und denken Sie dran: Alles wird gut?

Ich muss in den letzten Tagen verstärkt an Nina Ruge und ihre Verabschiedung jeder Folge „Leute heute“ denken. „Und denken sie dran: alles wird gut“. Ich bin mir nach einer Zustimmungsphase heute morgen nun am Ende des Tages nicht mehr so sicher...

Bei meinem Filmworkshop hat sich am Ende doch noch alles zum Guten gewendet: die Schülerinnen vom Teacher's College haben zwei Filme in zwei Gruppen gedreht: einen Kurzfilm (~10 min) über einen alten Mann, der meint, sein Sohn liebe ihn nicht genug und dem seine Mutter im Traum rät, ein Lotterielos zu kaufen, weil er damit viel Geld gewinnen würde. Seine Frau hat jedoch kein Geld um den Bus in die Stadt zu bezahlen. Aus Wut und Traurigkeit dreht er ein wenig durch, aber sein Sohn kümmert sich rührend um ihn und so weiß er am Ende, dass sein Sohn ihn doch liebt.
Film #2 ist ein Dokumentarfilm über einen Besuch von Niklas und mir im Schlafsaal der Mädchen. Inklusive Erklärung der Zubereitung chinesischen Tees und eines Er'Hu (chinesische Kniegeige)-Spiels mit Gesang.
Von der Kreativität, dem Spiel und den Ideen war und bin ich wirklich begeistert. Mir war wichtig, dass ich mich nicht zu viel einmische, um möglichst viel von den Mädchen selbst entscheiden zu lassen. Manchmal mag das nicht zum allerbesten Ergebnis geführt haben (gegen das Licht filmen), vielleicht sind meine Methoden noch nicht ganz ausgereift, aber mir wurde immer wieder versichert, dass es ihnen viel Spaß machen würde und das sind mir dann auch kleine "Fehler" wert.

Am Montag hatten wir ein offizielles Essen mit Lehrern des Teacher’s College (Mr. Wang, Mr. Zheng, Mr. Luo), dem Musikleiter der Anhui Uni (der zweite Mr. Wang) und Bob, Maggie und Linda vom Educational Department der Provinz Anhui. Es fand in einem tollen Restaurant am Rand der Stadt statt, in dem wir zu Beginn unseres Aufenthaltes in Hefei schon einmal waren. Nachdem unsere Befürchtungen waren, dass es viel blabla geben und die Quintessenz Absagen bleiben würden, was alles nicht für den Kulturabend ginge, waren wir am Ende positiv überrascht: unserem Kulturabend steht nichts mehr im Wege. Er wird im Konzert-/ Theatersaal der Anhui Universität stattfinden. Unsere Vorstellung war eigentlich, einen Raum außerhalb beider Universitäten zu finden, um keine Konkurrenzgedanken aufkommen zu lassen und vielleicht auch Leute von außerhalb involvieren zu können. Da von den Auftretenden viele vom Teacher’s College sind, war es uns wichtig, dass auch deren Freunde und Klassenkameraden an der Veranstaltung teilnehmen können. Dies ist nun auch gelöst, indem es für diese Studierenden einen Shuttlebus gibt. Wir mussten eine Weile um die Zeit feilschen, wir hatten ursprünglich einen Zeitrahmen von 18/19 Uhr bis etwa 23 Uhr angedacht, wovon natürlich nicht 4 Stunden Auftritte sein sollten, sondern wir nach hinten noch ein bisschen Luft haben wollten um für Fragen zur Verfügung zu stehen und auch ein bisschen Abschied zu feiern. Schließlich wird der Abend auch unser letzter Abend in Hefei, da es am Samstag weiter nach Anqing geht. Die Befürchtung der Anwesenden war jedoch, dass es für die Studierenden viel zu gefährlich sei, nachts nach Hause zu fahren und um 23:30 Uhr schließen ja außerdem die Tore der Unis. Wir fangen also mit dem Programm um 16 Uhr an und der Bus fährt um 21:45 Uhr, was eigentlich auch eine gute Zeit ist und auch noch Raum nach hinten lässt. So zumindest der Stand von bis gerade eben. Der Bus fährt nun doch um 19 zurück, die späte Rückfahrzeit hätte ja nur für einen Anfang um 18 oder 19 Uhr gegolten.

Wir haben Studierende aus allen möglichen Fächern (Musik, Englisch, Drama, Moderation), die Klavier und Er’Hu spielen, singen, ihre Filme zeigen und schauspielern. Gerade sind wir also in der heißen Phase der Vorbereitungen. Während Niklas noch für die Theaterszenen probt, habe ich Plakate entworfen, Räume und Equipment organisiert und hinter allem möglichen Kram hinterhertelefoniert.
Das Telefon steht heute nicht still. Einen Tag vorher fällt dem Anhui-Mr. Wang ein, dass sein oberster Boss zu Besuch kommt, der sich auch gerne etwas vom Kulturabend ansehen würde, aber eben nur am Donnerstag Abend da ist. Können wir da vielleicht noch schnell was organisieren?

Ich habe heute sämtliche Stimmungen durchgemacht, die ein Mensch haben kann, dessen bin ich mir sicher. Von lachen zu weinen, von alles wird gut über gleichgültig zu stinkwütend, von Euphorie zu Resignation. Ich weiß nicht, ob ich Chinesen einmal verstehen werde. Immer wenn ich denke „Ja, eigentlich könntest du dir vorstellen, hier mal zu leben“, kommt garantiert eine Verhaltensweise, mit der ich einfach nicht klarkomme… Aber so ist das wohl häufig mit fremden Ländern. Ich möchte mal wissen, was Chinesen in Deutschland alles stört oder womit sie gar nicht zurechtkommen. Vielleicht stelle ich in Hildesheim mal Studien an :-)

We build for China

Zwei Monate Urlaub und Praktikum im Reich der Mitte!

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