Donnerstag, 25. Februar 2010

Erste Eindrücke an der Teachers University

Gestern und heute haben wir endlich einen kleinen Einblick in unsere Wirkstätte bekommen, die Teachers University in Hefei. Die Studierenden haben je nach Studienjahr (1-4) einen ziemlich vollgepackten Stundenplan, der allerdings auch über das reine Musikstudium hinausgeht. Neben Piano, Singen, Musikgeschichte, Komposition, Harmonielehre, Solfege und Tanzen belegen die Studierenden Politik, Psychologie, Kalligraphie, Unterrichtsmethodenlehre, Sport, Englisch und Chinesisch. Zusätzlich gibt es Chor- und Orchesterproben. Besonders das Tanzen (begleitet am Klavier) hat uns beeindruckt, ich habe noch nicht gehört, dass man das in Deutschland im Musikstudium macht, obwohl es ziemlich sinnig ist, ein Körpergefühl für die Musik zu bekommen.
Tanzklasse

Der Unterricht, den wir bis jetzt zu sehen bekamen, war Frontal, aber weit lockerer als angenommen. Da kommt man auch mal zu spät, schreibt SMS oder der Dozent macht Scherze.

Morgen treffen wir auf eine Gruppe Studierender, mit denen wir zusammenarbeiten wollen. Mal gespannt, wie sich das entwickelt, denn nach kurzer Aufwärmphase heute hat man schon großes Interesse am „deutschen Lifestyle“ und an deutscher Popmusik bekundet.
Da sowohl in den Musikschulen, die wir besichtigt haben, als auch in der Universität der Fokus auf klassischer europäischer Musik sowie traditioneller chinesischer Musik liegt, sind Pop und Jazz eher Sachen auf die man in der Ausbildung keinen großen Wert legt. Bis auf den Jazz-Saxophonisten Leo, den wir am ersten Tag in Hefei getroffen haben, hat sich noch niemand als Spieler anderer Stile "geoutet."

Auch der vollgepackte Stundenplan macht uns ein wenig Gedanken, denn bei 10 Stunden Unterricht und Übezeit am Tag noch ein Projekt mit den Studierenden zu machen, das am Ende aufführungsreif ist, bereitet mir noch ein wenig Bauchschmerzen.
In den nächsten Tagen wird sich aber denke ich herauskristallisieren, was machbar ist und was nicht. Ich bin gespannt und träume weiterhin von einem deutsch-chinesischen Abend in einer Hefeianischen Konzerthalle :-)

Le Frisur

Wie hält man die Arbeitslosigkeit in einem Land möglichst gering? Man verteilt möglichst viele Fachkräfte pro Quadratmeter. Was in winzigen Fastfood-Restaurants mit 10 Angestellten auf etwa 40qm bereits wie ABM anmutet, wird bei unserem gestrigen Besuch eines Frisörsalons noch getoppt. Etwa 20 (!) Frisöre auf zwei Etagen in einem etwa 50qm großen Salon, multipliziert mit einem gefühlten Dutzend weiteren Frisörläden in der unmittelbaren Umgebung. Faszinierenderweise sind alle aber scheinbar rund um die Uhr beschäftigt (was in den Restaurants nicht immer der Fall ist), denn als wir gegen halb 8 unser Ziel erreichen, brummt das Geschäft. Junge Frisöre beiden Geschlechts, jedoch vor allem Männer mit hippen strähnig-farbigen Mangafrisuren schäumen und schnippeln was das Zeug hält. Die Kundschaft ist dagegen vorwiegend weiblich und breit gefächert, von der Mittdreißigerin mit neuem Pony über junge Mädchen die sich die Haare lockig machen lassen (irgendwie wirkt man hier mit Locken leicht exotisch) oder ihre Extensions neue clipsen lassen. Und dazwischen Niklas. Nachdem bereits in Beijing Überlegungen nach einer dieser hippen Mangafrisuren angestellt wurden und wir des öfteren sehr interessante Exemplare auf der Straße sahen, sollte in Hefei nur das Beste grade gut genug sein: wir hatten die Frisöre einige Tage zuvor in Frisörkluft (lila Hemd und schwarze Schürze) durch die Stadt joggen sehen und nach einer detektivgleichen Suche war das Objekt der Begierde auch gefunden.
Mit einigen Sprachschwierigkeiten musste „Just do something cool with my hair“ vermittelt werden. Nach Haarewaschen und Kopfmassage wurde der zuständige Frisör gewechselt, doch nachdem der ein paar Schnitte getan hatte, kam der nächste. Der blieb dann aber auch bis zum Schluss und schnitt und schnitt und schnitt bis zum Endergebnis: Nicht ganz so manga wie erhofft, aber zufrieden angesichts der Fabulosität des Ortes und seiner Mitarbeiter und dem an Paul McCartney in seinen besten Jahren erinnernden Schopf.
Le-Frisur

Um den prominenten Besuch abzurunden, wurde Niklas die Mitgliedschaft im Frisörclub angeboten, die er trotz des unschlagbaren Preises von 50 Yuan (etwa 5 Euro) zu den 50 Yuan, die der einstündige Frisörbesuch gekostet hatte, dankend mit dem Hinweis ablehnte, nur noch 5 Wochen hier zu sein.

We build for China

Zwei Monate Urlaub und Praktikum im Reich der Mitte!

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